ZIVILCOURAGE HAT VIELE GESICHTER - ZEIG DEINS.

fordert uns das Niedersächsische Ministerium für Inneres, Sport und Integration auf und nennt sechs kluge Möglichkeiten, Zivilcourage zu zeigen. Wir haben Zivilcourage, wir zeigen Zivilcourage. "Jeder kann etwas tun, wenn anderen etwas getan wird" diesen Ausspruch des Ministers Schünemann nehmen wir ernst.

1. Gefahrlos handeln. Das Wichtigste zuerst: Behalten Sie immer einen kühlen Kopf […] Provozieren Sie den oder die Täter nicht, aber geben Sie zu verstehen, dass sie nicht bereit sind, Gewalt gegen andere zu akzeptieren.

NPD-Demo 13. Mai 2006: Polizeibeamte überprüfen Demonstranten, einer entzieht sich der Kontrolle. Darauf hin wird er festgehalten und auf die Erde geworfen. Ein Journalist gibt dem handelnden Polizeibeamten durch Hand auf den Rücken legen zu verstehen, dass er die Gewalt gegen den anderen nicht akzeptiert. Folge: Der Journalist wird angeklagt, einen Beamten weggezerrt, getreten und Widerstand geleistet zu haben. Ein Videoband beweist das Gegenteil.

2. Mithilfe fordern Gemeinsam lässt sich mehr erreichen. Deshalb: Machen Sie auch andere auf die Situation aufmerksam. […]

Oktober 2006, Demo gegen die zunehmende Unterhöhlung des Versammlungsfreiheit durch die Polizei. Die Polizei, gereizt, erläßt zahlreiche Auflagen, kesselt die Demonstration ein und filmt ununterbrochen. (2 Jahre später wird dies Vorgehen als rechtswidrig eingestuft). Unter den Demonstranten befinden sich Schlapphüte, Clowns und Weihnachtsmänner. Nikoläuse machen andere mit Schildern "Vorsicht Kamera" auf das rechtswidrige Filmen aufmerksam. Nicht lange, dann wird einem das Pappschild weggerissen. Folge: Anklage,damit einen Polizeibeamten geschlagen zuhaben. Ein Video zeigt allerdings, dass der Polizei-Kameramann das Pappschild heruntergerissen und damit einen Kollegen leicht an der Mütze getroffen hatte. (Broschüre "Für gesellschaftliches Engagement - Gegen Kriminalisierung und politische Justiz", herausgegeben vom Göttinger Anti-Repressionsbündnis, 2010 S. 23 ff)

 

3. Genau hinsehen. Wenn die Täter erst einmal weg sind, braucht die Polizei Anhaltspunkte, um sie zu ermitteln. Eine genaue Beschreibung macht dann oft den Unterschied. Achten Sie darum auf jedes Detail: Unter Umständen gibt das kurz darauf den Ausschlag, um die Tatverdächtigen zu stellen.

Der Kampfanzug und die fehlende Kennzeichnung der Polizeibeamten verhindern eine genaue Beschreibung. Umgekehrt ist es hingegen so, dass auch falsche Beschreibungen von Polizeibeamten Angeklagte belasten.

Januar 2008 : Besetzung eines Zimmers in der Uni Göttingen, um einen selbstverwalteten Raum zu schaffen. Nach der Räumung demonstrieren nachts friedlich 300 Menschen. Ein Polizeibeamter behauptet, von einem Demonstranten geschlagen worden zu sein. Dessen Personenbeschreibung ist widersprüchlich bzw. falsch. Der Polizeibeamte hatte also nicht auf jedes Detail geachtet, wie empfohlen. Dennoch wird der Demonstrant verurteilt. (Broschüre, S. 15 ff)

4. Hilfe holen Notrufe sind kostenfrei […] Beantworten Sie die W-Fragen: Wer? Was? Wann? Wo? Und behalten Sie nichts für sich, das womöglich wichtig sein könnte: Auch Vermutungen helfen der Polizei oft weiter.

Die Göttinger Polizei greift gern mal auf Vermutungen zurück. Beim sog. Anschlag in der Teeküche in Landkreishaus mutmaßte sie schnell, "dass der Brandanschlag … aus dem linksextremistischen Umfeld begangen wurde." Nach acht Monaten Ermittlungen ist unklar, wer und was die Verpuffung in der Teeküche hervorgerufen hat.

5. Opfer versorgen
Wenn jemand verletzt ist, zählt manchmal jede Sekunde: alarmieren Sie sofort den Rettungsdienst und kümmern Sie sich unverzüglich um Verletzte. […]

Amnesty International zählt in seinem Bericht 2010 "Täter unbekannt" Fälle von mutmaßlicher Misshandlung und unverhältnismäßiger Gewaltanwendung seitens der Polizei auf, in denen nicht sofort der Rettungsdienst alarmiert und sich nicht um die Verletzten gekümmert wurde.

6. Als Zeuge bereitstehen
Die Täter zu fassen ist das eine, sie später auch bestrafen zu können ist das andere. […] Wer sich als Zeuge zur Verfügung stellt, trägt entscheidend dazu bei, unser Zusammenleben sicherer zu machen. Wir zählen auf Sie!

November 2009, 20. Todestag von Conny Wessmann. Die Trauerdemonstration wird eingekesselt, an der Todesstelle greift die Polizei den Zug an und nimmt zwei Personen, darunter einen 14-jährigen Jungen, fest. Ein Göttinger Landtagsabgeordneter bittet um Auskunft über die Aktion. Die Reaktion: Schläge und Wegstoßen. Folge: Anzeige, weil der Landtagsabgeordnete sich mit Anlauf in die Polizeikette geworfen haben soll, um zu dem Festgenommenen zu gelangen. Zeugen stehen zur Verfügung: die Polizeibeamten, mehrere Demonstrationsteilnehmer. Die Ermittlungen werden aufgenommen. Auf Videoaufnahmen ist nichts zu erkennen von einem Angriff auf die Polizeibeamten. (Broschüre, S. 13 f)

Jede/Jeder kann etwas tun, wenn anderen etwas getan wird – das tun wir:
- bei Abschiebungen von Asylsuchenden
- bei Castortransporten
- bei Nazi-Aufmärschen
- bei Falschbeschuldigungen durch Polizeibeamte
- bei Angriffen auf Minderheiten

ZIVILCOURAGE HAT VIELE GESICHTER - DAS IST UNSERES