Für Samstag, den 10.09.2016 hatte die NPD bundesweit zu einem Aufmarsch durch Göttingen aufgerufen, der von der Stadt Göttingen verboten wurde. Das Verbot wurde vom Verwaltungsgericht Göttingen und dem niedersächsischen Oberverwaltungsgericht bestätigt.
Gegen die stattdessen genehmigte Kundgebung vor dem Göttinger Bahnhof formierte sich ein breiter Protest: Am Abend des 09.09. und am Vormittag des 10.09. fanden Demonstrationen statt. Die Nazikundgebung mit ca. 90 Teilnehmenden wurde von etwa 900 Gegendemonstrant/innen übertönt. Bei einer „Spendengala“ unter dem Motto „Rechts gegen Rechts“ kamen 6300 € Spenden für „Sea-Watch e.V.“ zusammen.
Um 13 Uhr reisten die Neonazis wieder ab, um im Anschluss an die ihre Kundgebung in Göttingen nahezu unbehelligt durch Northeim zu marschieren.
Während dieser Versammlungen verfolgte die Polizei ein weitestgehend zurückhaltendes Einsatzkonzept. Am Nachmittag hingegen veranstaltete die Göttinger BFE eine Menschenjagd, die erschreckend an den Tod der Antifaschistin Conny W. erinnert.
Pressemitteilung der „BürgerInnen beobachten Polizei und Justiz“ vom 10.9.2016
Bei der Rückreise der Neonazis durch Göttingen am 10.09.2016 mussten wir erschreckende Szenen beobachten: Die Göttinger BFE trieb AntifaschistInnen in den fließenden Verkehr über die Berliner Straße. Sie verfolgte diese in die Goetheallee und setzte ihnen mit hoher Geschwindigkeit mit einem Einsatzfahrzeug über den Wall nach. Ein Grund für diese Menschenjagd war für uns nicht ersichtlich, da von den AntifaschistInnen keine erkennbaren strafbaren Handlungen ausgingen. Für uns stellt sich der Zusammenhang so dar, dass der Platz freigemacht werden sollte für das, was sich kurz darauf abspielte: 10 Neonazis wurden mit einer großen Polizeieskorte aus dem Bahnhof zur Bushaltestelle begleitet und in einen Linienbus nach Adelebsen verabschiedet.
Zuvor konnten sich 20-30 Neonazis längere Zeit nahezu ohne Polizeibegleitung frei im Bahnhof bewegen. Während dieser Zeit hielten sich dort zahlreiche Menschen auf, die dem landläufigen Feindbild der Nazis entsprechen: Menschen mit dunkler Hautfarbe, erkennbar muslimischen Glaubens und anderen Menschen aus aller Welt.
Offenbar betrachtet es die Göttinger BFE wieder als ihre Aufgabe, den Schutz von Neonazis ins Zentrum ihres Handelns zu stellen - statt die Allgemeinheit konsequent vor Neonazis zu schützen. Im Zuge ihres Handelns wurden heute Menschen stark gefährdet. Gerade in Göttingen wissen alle, dass so eine Menschenjagd im Straßenverkehr tödlich enden kann.